Interessante Rezension zu TRE SU CINQUE
Anlรคsslich der Ausstellung TRE SU CINQUE? in der Galerie 1Blick in Hallein hat die Kunsthistorikerin Laura Rettenbacher unten stehende Rezension verfasst. In der Ausstellung war eine Installation von mir zu sehen, welche 3 Keramik-Plastiken umfasst, die den menschlichen Sinnen nachgehen.
Nach Ende der Ausstellung wurde die zentrale Plastik dieser Installation von Philipp Hochmair mit den Worten ‚Stifter lebt‘ signiert. Philipp Hochmair war am 8. Mรคrz 2024 mit der Elektrohand Gottes im Stadttheater Hallein zu Gast. Dort zeigte er eine Neuinterpretation von Adalbert Stifters (1805-1868) „Der Hagestolz“. In seiner Interpretation der Novelle zeigt Philipp Hochmair aufs Neue, wie klassische Texte im Heute zum Klingen gebracht werden und lebendig sind.
Hier nun die Rezension von Laura Rettenbacher
TRE SU CINQUE
Die Ausstellung โTRE SU CINQUE?โ in der Galerie 1Blick zeigt drei Skulpturen von Monika Hartl. Wie der Titel es vorgibt, werden drei der fรผnf Sinne thematisiert und in Form von weiร glasierten Gesichtern aus Ton mit Augen, Nasen und Lippen. Auf spielerische Weise sind die Sinnesorgane nicht immer an ihrem gewรถhnlichen Platz dargestellt. Anhand von diesen Skulpturen sollen Fragen รผber die Anzahl der Sinne und die Rolle unserer Sinne bei verschiedenen Arten der Kommunikation gestellt werden. Die Einteilung nach fรผnf Sinnen, so wie sie heute verbreitet ist, verdanken wir vor allem der griechisch-rรถmischen Naturphilosophie. Aristoteles (384-322 v. Chr.) prรคgte die Hierarchisierung der fรผnf Sinne, an welcher bis in die Neuzeit nicht angezweifelt wurde. Dem Seh- und Gehรถrsinn wurde das hรถchste Ansehen verleiht. Im Gegensatz dazu wurde der Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn wegen ihrer physischen Nรคhe zum Sinnesreiz und wegen ihrer Gebundenheit an die Vitalfunktion des Kรถrpers abgewertet. Auch an der Fรผnfzahl der Sinne wurde lange nicht gezweifelt, unter anderem wegen der symbolischen Bedeutung der Zahl in den Heiligen Schriften der drei Weltreligionen. Im Christentum sind die fรผnf Wunden Christi, im Islam die fรผnf Sรคulen der Frรถmmigkeit und im Judentum die fรผnf Bรผcher Moses von groรer Bedeutung. Bis in die Neuzeit hielt sich der Glaube, geprรคgt von der antiken Vorstellung der Sinne, dass es nur fรผnf Sinne geben kann. Erst ab dem 19. Jahrhundert verbreitete sich die Meinung, dass es neben den klassischen fรผnf noch weitere Sinne gibt. Neben dem Muskelsinn, welcher zur Vorstellung von Grรถรe und Gewicht einer Last dient, wurde innerhalb des Tastsinnes nochmals durch den Druck-, Wรคrme-, Kรคlte- und Schmerzsinn unterschieden. Auch die auรersinnliche Wahrnehmung, welche meist als der โsechste Sinnโ bezeichnet wird, wurde zu dieser Zeit innerhalb der Forschung behandelt. Unsere Sinne sind fรผr eine effektive Kommunikation unerlรคsslich, da sie es uns ermรถglichen, verbale und nonverbale Sprache wahrzunehmen. Fรผr die Wertschรคtzung und Betrachtung von Kunstwerken spielen unsere Sinne ebenfalls eine groรe Rolle. Kunst versucht auch oftmals bestimmte Sinne anzusprechen, wobei beispielsweise ein Blumenstillleben durch ihren Detailrealismus den Geruchssinn anregen soll. Die Skulpturen dieser Ausstellung, welche gestalterisch auf die Darstellung der Sinnesorgane fokussiert ist, kรถnnen den Betrachter dazu veranlassen, รผber das Aussehen und Funktion ihrer eigenen Sinnesorgane nachzudenken. Daneben lรคdt die nรคhere Betrachtung der Oberflรคchen dazu ein, sich den taktilen Formungsprozess der Skulpturen vorzustellen und nachzuempfinden. Das Licht, welches durch die glรคnzenden Oberflรคchen reflektiert wird, fesselt unseren Blick auf die Details der Skulpturen.
Weiterfรผhrende Literatur:
Jรผtte, Robert: Geschichte der Sinne von der Antike bis zum Cyberspace, Mรผnchen 2000.
Jens Loenhoff: Die kommunikative Funktion der Sinne. Theoretische Studien zum Verhรคltnis von Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung, Diss. Konstanz 2001.
Verfasserin: Laura Rettenbacher, 2024
Link zur Prรคsentation in der Galerie 1Blick auf YouTube:
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